Concertante CD: Latest Review
Seit dem Spätbarock machten ausgefallene instrumentale Klangkombinationen einen besonderen Reiz konzertanter Musik aus; vornehmlich gefiel sich dann die Frühklassik darin, Instrumente mit starker klanglicher Eigenart zu farbenreichen Sologruppen zusammenzustellen. Die Werke dieser CD kombinieren mit Horn, Klarinette und Fagott drei Blasinstrumente als Solisten, deren Timbres höchst individuell sind, so dass ...
MoreConcertante CD: Claus Efland conducts pieces by Belloli, Danzi, Lachner and Jadin
Bis auf das Doppelkonzert von Franz Danzi handelt es sich bei diesen konzertanten Werken für Bläser und Orchester um Rarissima. Die drei Solisten, sämtlich Mitglieder des Bläserquintetts Carion, lassen keine Wünsche offen. Es ist vollkommen unverständlich, dass diese musikalisch äußerst unterhaltsame und in Bezug auf das gebotene Repertoire abwechslungsreiche Aufnahme mit ...
MorePotsdamer Winteroper: Rossini 'La Cenerentola'
„Claus Efland bringt alle Lebensfreude und Komik von Rossinis Musik mit der Kammerakademie Potsdam zum Glänzen“. (Die Mark Online)
MoreConcertante CD: Claus Efland conducts pieces by Belloli, Danzi, Lachner and Jadin
Bis auf das Doppelkonzert von Franz Danzi handelt es sich bei diesen konzertanten Werken für Bläser und Orchester um Rarissima. Die drei Solisten, sämtlich Mitglieder des Bläserquintetts Carion, lassen keine Wünsche offen.
Es ist vollkommen unverständlich, dass diese musikalisch äußerst unterhaltsame und in Bezug auf das gebotene Repertoire abwechslungsreiche Aufnahme mit Bläserkonzerten des frühen 19. Jahrhunderts weder auf dem Cover noch auf der CD-Rückseite die Solisten namentlich erwähnt. Die Vorderseite nennt zwar das Orchester – es handelt sich um die solide und mitunter sehr fein gestaltende Sinfonietta Riga unter Leitung des dänischen Dirigenten Claus Efland – , den Hauptteil ‚Concertante‘ und den erklärenden Untertitel ‚Virtuosic Wind Concertos‘. Wer aber als Solisten in diesen alles andere als alltäglichen Bläserkonzerten auftritt, erfährt man nicht. Dabei ist doch einer der zentralen Unique Selling Points dieser anregenden Produktion aus dem Hause Challenge, dass die Doppelkonzerte von Solisten interpretiert werden, die auch innerhalb der großartigen Bläserquintett-Formation Carion kammermusikalisch intimes Musizieren pflegen. Beste Voraussetzungen also für eine solch interessante Zusammenstellung konzertanter Werke für Bläser und Orchester – doch warum werden gerade die Solisten verschwiegen?
Der Beihefttext, in dem aus der Not spärlicher historischer Werkinformationen die Tugend eines Interviews mit dem Dirigenten Claus Efland gemacht wird, steht unter der Überschrift ‚Showpieces‘. Solche sind die hier eingespielten Werke in der Tat: ein Forum zur Demonstration virtuoser Fähigkeiten, auch in der Kombination von (meistens) zwei, in einem Fall sogar von drei Blasinstrumenten. Vollauf gelungen ist die Auswahl des Repertoires. Bis auf Franz Danzis schon anderweitig eingespieltes Concertino für Klarinette, Fagott und Orchester B-Dur op. 47 sind hier lauter repertoiregeschichtliche Rarissima zu hören, angefangen bei Agostino Bellolis Konzert für Klarinette, Horn und Orchester, über Ignaz Lachners Concertino für Horn, Fagott und Orchester op. 43 bis hin zur 'Symphonie concertante' für Klarinette, Horn und Fagott von Louis Emmanuel Jadin. Bis auf das letztgenannte Werk, in dem gattungsgemäß die sinfonische Entwicklung dem Orchester eine größere Bedeutung verschafft, sind alle Werke typische Virtuosenkonzerte, in denen die Soloinstrumente klar im Vordergrund stehen und die meist kurzen Sätze – auch Bellolis Konzert ist eigentlich ein zeittypisches zweisätziges Concertino mit einem abschließenden Variationssatz – unterschiedliche Qualitäten der Soloinstrumente hervortreten lassen. Man darf bei diesen Stücken nicht viel Substanz erwarten; die Orchestereinleitungen präsentieren motivisches Allerweltsmaterial, raffinierte Entwicklungen finden nicht statt, auch formal eigenständige Lösungsversuche wird man vergebens suchen. Was aber auf Schritt und Tritt begegnet, sind ganz unterschiedliche Felder, in denen die Potentiale der Soloinstrumente ausgeschöpft und ausgebreitet werden.
Die ihnen gebotenen Möglichkeiten nutzen die drei Solisten – David M. A. P. Palmquist (Horn), Egīls Šēfers (Klarinette) und Niels Anders Vedsten Larsen (Fagott) – auf grandiose Weise, spielen sich gegenseitig locker die Bälle zu und lassen die virtuosen Figuren perlen, als wären sie locker aus dem Ärmel zu schütteln, völlig ohne Anstrengung, rein in der Intonation, blitzsauber abgestimmt in den zum Teil rasend schnellen, parallel gehenden Läufen. Die Stücke haben aber freilich nicht nur Virtuosenglanz zu bieten, sondern präsentieren auch die kantablen Qualitäten von Horn, Klarinette und Fagott. Auf diesem Feld erweisen sich die Solisten ebenfalls als feinfühlige Interpreten; vor allem der weiche, anstrengungslos geführte und runde Hornton von David M. A. P. Palmquist ist eine Ohrenweide.
Die hier präsentierten Raritäten der Konzertliteratur für Bläser und Orchester sind keine ‚große‘ Musik im emphatischen Sinn. Die Solisten des Carion-Quintetts aber machen sie beinahe zu solcher. In diesem Fall ist die Interpretation besser als die Werke selbst. Aber wieso sollte der Sachverhalt, dass defizitäre Interpretationen ein Werk seiner Qualitäten berauben können, nicht auch umgekehrt gelten?
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
Kritik von Tobias W. Pfleger, 23.01.2014
(Erschienen auf www.klassik.com)